Sozialstation Tsiry
Die Sozialstation Tsiry, ursprünglich 1995 als “ny akany” gegründet, unterstützt Straßenkinder in Antananarivo, Madagaskar. Tsiry bietet Grundversorgung für rund 100 Kinder im Alter von 4 bis 15 Jahren, einschließlich Hygiene, medizinische Versorgung, Aufklärung über Drogen und Sexualkunde, Alphabetisierung und Schulprogramme sowie handwerkliche und kreative Angebote. Außerdem erhalten die Kinder täglich drei Mahlzeiten.
Das Projekt ist ein vertrauter Ort für die Kinder, die dort von Montag bis Freitag zur Schule gehen, ihre Kleidung wechseln und duschen.
Tsiry konzentriert sich auf Alphabetisierung und Resozialisierung durch madagassisches Lehrpersonal und versorgt auch Vorschulkinder, um frühzeitig negative Prägungen zu verhindern. Seit der Gründung haben mehr als 2800 Straßenkinder die Angebote von Tsiry genutzt. Spiele, Gruppenarbeit, psychologische Betreuung und handwerkliche Fertigkeiten helfen den Kindern, Ängste und Aggressionen abzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Tsiry wird von 32 fest angestellten madagassischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt. MANDA bietet Jugendlichen ab 16 Jahren im Anschluss an die Projektschule auch Ausbildungsmaßnahmen in Tischlerei und Web- und Nähwerkstatt an, um ihnen Perspektiven für ein Leben abseits der Straße zu bieten. Mehr dazu unter Ausbildungswerkstatt.
Einschulungsprogramm
Die Idee des Einschulungsprojekts entstand aus dem Wunsch der Eltern, ihren Kindern eine „richtige“ Schulausbildung zu ermöglichen. Es ist nun ein fester Bestandteil der Arbeit von MANDA. Seit 2005 hat MANDA ein eigenes Einschulungsprogramm eingeführt, um die Wiedereingliederung von Straßenkindern in die Gesellschaft zu fördern und ihre Lebensbedingungen und Bildungschancen zu verbessern.
Unterstützt von engagierten SozialarbeiterInnen ermöglicht MANDA den Kindern den Zugang zu öffentlichen und privaten Schulen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulbehörden. Dabei liegt der Fokus auf der allgemeinen Bildung älterer Kinder, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.
Die Umsetzung des Einschulungsprogramms beginnt mit der Auswahl der geeigneten Kinder und einem Einstufungstest.
Es folgen Gespräche mit den Kindern, um ihre Motivation zu ergründen und festzustellen, ob sie eine Geburtsurkunde besitzen, die für die Einschulung erforderlich ist. MANDA unterstützt Kinder ohne Geburtsurkunde dabei, eine zu erhalten, und in komplizierten Fällen wird der Gang zum Familiengericht unternommen.
Eine weitere Voraussetzung für die Einschulung ist das entsprechende Alter und die Tatsache, dass die Kinder nicht mehr auf der Straße leben. Die Kinder müssen auch ihren Wohnsitz nachweisen, was durch Kontakte zu örtlichen Schulen und Gesundheitsämtern gewährleistet wird.
MANDA übernimmt dabei Einschreibungskosten, Schulgebühren, Mahlzeiten und Kleidung. Zusätzlich haben die Kinder die Möglichkeit, mittags in der Sozialstation Tsiry zu essen.
Krankenstation
Seit der Gründung von ZAZA FALY 1994 ist die medizinische Grundversorgung der Projektkinder ein zentraler Aspekt. 2014 führten zwei deutsche Freiwillige eine medizinische Untersuchung aller 300 Projektkinder durch und stellten fest, dass der Bedarf an medizinischer Versorgung höher war als angenommen.
Als Reaktion darauf wurde eine Krankenstation eröffnet und eine madagassische Krankenschwester fest angestellt. Sie kümmert sich um alle Projektkinder, gibt Medikamente aus, erstellt Krankenakten und ist Ansprechpartnerin für gesundheitliche und andere Sorgen. Die Krankenstation ist mit Betten, einer Hausapotheke und Materialien für Wundversorgung ausgestattet.
Zusammen mit dem Gesundheitsministerium werden regelmäßige Zahnarztuntersuchungen, Impfungen und Entwurmungen durchgeführt. Zwei lokale Krankenhäuser kooperieren mit MANDA, um lebensnotwendige Behandlungen für Kinder aus finanziell schwachen Familien anzubieten.
Die Krankenstation ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Kinder und ihre Familien zur Behandlung akuter und chronischer Gesundheitsprobleme. Sensibilisierung und Weiterbildungsangebote zu Hygiene und Krankheitssymptomen sollen die gesundheitliche Situation der Straßenkinder weiter verbessern.
Die Krankenschwester betreut auch das tägliche Hygieneprogramm der Kinder, und MANDA stellt kostenlos Wechselkleidung zur Verfügung. Um Mangelernährung entgegenzuwirken, wurde der Ernährungsplan erweitert, einschließlich zusätzlicher Mahlzeiten, sauberem Trinkwasser und Nahrungsergänzungsmitteln.
Straßenkinderbank
MANDA hat mit der „Kinderbank“ ein einzigartiges Projekt in Madagaskar ins Leben gerufen, das Straßenkindern hilft, ihr Geld sicher zu verwahren und anzusparen. Im herausfordernden Alltag der Kinder, die oft arbeiten, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind oder nachts auf der Straße schlafen, verbrauchen ihr Geld häufig am selben Tag und haben am nächsten Tag keine Reserven.
Die aus Indien stammende Idee ermöglicht Kindern, jederzeit über ihr Geld zu verfügen und Eigentümer des Kontos und der eigenständig geführten Bank zu sein. MANDA kooperiert mit dem indischen Verein BUTTERFLIES und hat bereits zwei Banken im Projekt Tsiry und MCJ eröffnet.
Bislang haben 211 Kinder und Jugendliche ein Konto bei der MANDA-Bank eröffnet und insgesamt mehr als 170 € fest angelegt (Stand 04.2016). Die Kinderbank bietet den Straßenkindern die Möglichkeit, Eigenverantwortung zu übernehmen und wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Geld zu sammeln, die über den Alltag auf der Straße hinausgehen.
Elternarbeit
Seit 2005 unterstützt MANDA nicht nur Kinder, sondern auch ihre Familien. Unser Ziel ist es, die Lebensbedingungen der Kinder langfristig zu verbessern.
Durch intensive Gespräche mit den Familien vor der Einschulung gewährleisten wir, dass die Kinder nicht mehr auf der Straße leben müssen. Während das Einschulungsprojekt die Kinder mit Kleidung, medizinischer Versorgung, Unterricht und Nahrung versorgt, ist die Einbeziehung der Eltern entscheidend.
Die Eltern können bei MANDA an den wöchentlichen Raphia-Kursen teilnehmen. Hier lernen sie Körbe, Hüte oder Schmuck knüpfen und können mit dem Verkauf der Produkte eine Einkommensquelle schaffen.
Oft leben diese Familien in finanzieller Not, was zu psychischen Problemen und Misshandlungen führen kann. Unser Familienhilfeprojekt hilft dabei, den Familienzusammenhalt zu stärken. Wir unterstützen beispielsweise bei Reparaturen und Mietkosten oder gewähren Mikrokredite für kleine Geschäfte.
Regelmäßige Gespräche und Workshops in unserer Sozialstation Tsiry fördern die Familienbindung und vermitteln Wissen über Kinderrechte, Gewaltprävention und Budgetmanagement. Durch die Rückkehr der Kinder und ihre sozialpädagogische Betreuung stärken wir nachhaltig den Familienzusammenhalt.